Recycling-Zyklus

Plastikmüll: Wo endet er wirklich?

Was passiert wirklich mit dem gelben Sack, nachdem wir ihn brav gefüllt und vor die Haustür gestellt haben? Niemand weiß es so recht. Es ist höchste Zeit Licht ins Dunkel der Plastikmüll-Entsorgung zu bringen. Unter anderem geht es um die Themen: 1. Wo wird unser Verpackungs- bzw. Plastikmüll hingebracht? 2. Was passiert dort damit? 3. Welche Folgen hat das für die Umwelt, bzw. wie werden negative Folgen vermieden?

Plastik: Ein rasant wachsendes Problem

Plastik ist ein Kunststoff. Alle Kunststoffe werden aus Erdöl, einem nicht erneuerbaren Rohstoff, hergestellt. Schon allein aus diesem Grund ist es äußerst wichtig, dass wir nicht zu viel davon verbrauchen. Hinzu kommt, dass die meisten Kunststoffe chemisch erzeugt werden und nicht biologisch abbaubar sind. Sprich: Sie sammeln sich auf unserem Planeten an und werden zu einem riesigen Problem für die Umwelt und unsere Gesundheit. Die Verwertung von Plastikmüll scheint eine kluge Maßnahme zu sein. Doch wie effektiv ist das System wirklich?

Plastik ist nicht gleich Plastik: Wert-Unterschiede

Was ist eigentlich Plastik? Es gibt sehr viele Arten von Plastik mit ganz verschiedenen Eigenschaften. Manche Plastiksorten verhalten sich wie Wasser und Öl: Sie lassen sich beim Einschmelzen nicht mischen. Andere Sorten lassen sich zwar mischen, ergeben aber nur eine minderwertige Qualität für das entstehende Produkt. Das bedeutet, dass man nur jeweils eine reine Art von Plastik wiederverwerten kann. Hinzu kommt, dass viele Arten von Kunststoffen überhaupt nicht zum Recycling geeignet sind. Hier einige Beispiele:

Diese wertvollen Kunststoffe werden recycelt und verkauft:

  • PET-Flaschen
  • Polyethylen, z.B. Plastik-Tragetaschen aus dem Supermarkt
  • Polypropylen, z.B. WC-Reiniger-Flasche, Yoghurtbecher

Haushaltsmüll und Verpackungsmaterialien können größtenteils nur verbrannt werden:

  • Polystyrol, z.B. Chips-Tüte
  • gemischte Kunststoffarten, z.B. Schale für Hähnchenbrustfilet
  • schwarze Kunststoffe, z.B. Duschgelflaschen (werden nicht vom Scanner erkannt)

Müll als Exportgut

Unser Müll ist nicht einfach nur lästiger Abfall, den es gilt irgendwie loszuwerden. Es gibt tatsächlich ein riesiges Geschäft mit dem Müll.
Viele der Gegenstände, die in der Mülltonne landen, können wiederverwendet werden. In der Tat wird ein Großteil des europäischen Mülls allerdings in vor allem asiatische Länder verkauft und dort verarbeitet. Rund 500.000 Tonnen Plastik hat Deutschland bis vor Kurzem nach China exportiert. Jedes Jahr. Das ist schlichtweg günstiger und das Entsorgungs-Problem für unbrauchbare Stoffe kann so über die Landesgrenzen hinausgeschoben werden. Frei nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.

In den Importländern sorgt der ausländische Müll allerdings für erhebliche Probleme. Und das nicht nur weil er achtlos entsorgt wird und oft im Meer landet, oder sogar mutwillig in die Ozeane verklappt wird.


Wie kann man Kunststoff entsorgen – Der Recycling-Zyklus

Im Vergleich zu anderen Ländern hat Deutschland ein recht ausgeklügeltes Entsorgungs-System. Es steht allerdings fest, dass es auch hierzulande erhebliche Unklarheiten im Umgang mit Abfall und nicht zufriedenstellende Lösungsversuche gibt.

Schritt 1: Müll-Sortierung

Kunststoff, der im Restmüll landet, wird größtenteils verbrannt. Der Restmüll wird lediglich durchmischt und ohne Sortierung verbrannt. Es findet keinerlei stoffliche Verwertung statt.
Beim Gelben Sack oder der gelben Tonne sieht das etwas anders aus. Die erste Station für den Verpackungsmüll ist die Müll-Sortierungsanlage. Das ist eine riesige, automatisierte Fabrikhalle, die am Tag bis zu 140 Tonnen Verpackungsmüll verarbeitet. Hier werden die unterschiedlichen Kunststoffe nach Sorten getrennt. Je nach Wert werden sie im nächsten Schritt entweder verbrannt oder recycelt.

Der Sortierungsprozess:

  1. Fließbänder transportieren den gesamten Plastikmüll in eine große Siebtrommel, die große von kleinen Gegenständen trennt.
  2. Auf einer Rüttel-Platte die leichten Folien und Plastiktüten von den schwereren Materialien getrennt.
  3. Tüten und Folien aus Polyethylen werden von Hand aussortiert. Sie können leicht recycelt werden.
  4. Mit Hilfe von Magneten werden Dosen aus Weißblech, sowie Aluminium-Verpackungen, aussortiert. Hier wird das große Problem der Sortier-Anlage sichtbar: Es fällt so viel Müll an, dass gar nicht alles im Detail überprüft und effektiv getrennt werden kann.

Schritt 2: Recycling vs. Verbrennung

Im nächsten Schritt werden die sortierten Kunststoffe entweder recycelt oder verbrannt. Nicht nur falsch im Restmüll entsorgtes Plastik wird verbrannt, sondern auch ein Großteil der Bestandteile aus der Gelben Tonne. Warum ist das so? Und wozu trennen wir Müll dann überhaupt?
Ein großes Problem sind Kunststoffe, für die es noch keine ausgereiften Recycling-Techniken gibt. Diese werden mangels Alternativen mit all dem anderen Müll verbrannt.

Recycling

Beim Recycling wird das nach Sorten getrennte Plastik weiterverarbeitet. Zuerst wird es in Ballen gepresst und ins Zwischenlager gebracht. Dort wird es in kleine Flocken geschreddert, dann gewaschen und getrocknet. Anschließend können die Flocken eingeschmolzen und in eine neue Form gebracht werden. Wird ein Großteil des Verpackungsmülls, der im Gelben Sack landet, tatsächlich wiederverwertet? Die erschütternde Antwort lautet: Nein. Nur rund 40% unserer Kunststoffabfälle werden werkstofflich verwertet. Doch was passiert mit dem Rest? Er wird verbrannt.

Verbrennung

Bei der Verbrennung des Mülls, der nach dem Recycling übrigbleibt, gibt es verschiedene Optionen. Zum einen kann er als Brennstoff in Fabriken, z.B. im Zementwerk, eingesetzt werden. Nicht verwertbare Plastik-Gegenstände werden hier zu Brennstoff verarbeitet. Die riesigen Drehöfen benötigen enorm viel Energie, die aus Kunststoff günstig gewonnen werden kann. Zum anderen kann der Plastikmüll auch in einer Müllverbrennungsanlage zu Strom und Fernwärme verwertet werden.


Schritt 3: Mülldeponie / Endlagerung

Bei der Müllverbrennung wird zwar Energie gewonnen, aber es entstehen auch giftige Rauchgase.
Filtersysteme in der Verbrennungsanlage halten den Feinstaub zurück, damit er nicht in die Atmosphäre gelangt. Die Stäube werden zwar nicht mit dem restlichen Rauch ausgestoßen, aber sie sind nun einmal da. In den Filtern sammelt sich demnach extrem giftiges Material. Diese Stoffe sind so gefährlich, dass sie nicht in Berührung mit der Haut kommen dürfen. Nur die wenigsten Menschen sind sich darüber im Klaren, dass dieses Gift sich unter Tage immer weiter ansammelt. Ganze 2.000 Tonnen pro Tag (!) werden in ehemaligen (Salz-) Bergwerken eingelagert.

Das Entsorgungs-Problem: Ein Bergwerk voller Gift

Wo befinden sich diese riesigen Bergwerke? Eines davon liegt in Philippsthal in Hessen. Hier werden die angelieferten Filterstäube aus der Müllverbrennung eingelagert. Die Hohlräume, die durch den Salz-Bergbau entstehen, müssen laut Gesetz aufgefüllt und gesichert werden. Im Bergbau nennt man diese Praxis „Versatz.“ Hier kommen die giftigen Müllreste zum Einsatz. Die Ablage von Filterstäuben im Bergwerk darf offiziell als „Abfall-Verwertung“ bezeichnet werden.

Was im Bergwerk passiert

Die giftigen Stäube werden zuerst mit Wasser oder einer Salzlauge vermischt und dann in großen Säcken abgepackt. Nach einigen Stunden härtet die Masse aus und ähnelt in der Konsistenz Leichtbeton. Diese Würfel werden dann in das Bergwerk transportiert. Rund 800 Meter unter der Erde werden sie als sogenannter „Werkstoff“ eingesetzt. Sie werden in den Hohlräumen aufgestapelt und mit sehr feinem Salz aufgefüllt. So sind die Plastiksäcke luft- und wasserdicht verpackt. Es findet keine Zersetzung statt.

Problem gelöst – oder?

Die Endlagerung der Müllrückstände wird von den Entsorgungsunternehmen als ‚umweltfreundliche Lösung‘ für das Müllproblem unserer Konsumgesellschaft bezeichnet. In Wirklichkeit ist sie allerdings ein ökologischer Alptraum. Falls die giftigen Inhaltsstoffe der unterirdischen Müll-Würfel doch eines Tages austreten, könnten sie ins Trinkwasser gelangen und so erhebliche gesundheitliche Folgen mit sich bringen.

Vor der Lagerung im Bergwerk, werden von allen Anlieferungen Proben genommen. So kann dokumentiert werden, welche Stoffe sich tatsächlich in den Plastiksäcken unter Tage befinden. Wissenschaftler können versuchen mit diesem Wissen die möglichen Folgen vorherzusagen. Allerdings weiß niemand so recht, mit welchen Langzeitfolgen wir in 100, 200 oder 500 Jahren rechnen müssen. Die gefährliche Einstellung, die wir momentan zu unserem Müll pflegen, lautet: Aus den Augen, aus dem Sinn. Kann das auf Dauer gut gehen?

Die einzige Alternative: Weniger Müll

Das Verbrennen von Müll ist keine langfristig tragbare Lösung, da dabei extrem giftige Rückstände entstehen. Tatsächlich reichern wir unseren Planeten durch die Müllverbrennung mit noch schädlicheren Stoffen als dem Plastik an. Der Klimawandel wird vorangetrieben. Was können wir also stattdessen tun? Die einzige Lösung lautet: Wir müssen weniger Müll produzieren, bzw. weniger Plastik konsumieren.
Wir produzieren heutzutage doppelt so viel Verpackungsmüll wie noch vor 20 Jahren. Kommen wir nicht auch mit weniger Verpackung, beim gleichen Nutzen der gekauften Gegenstände, zurecht? Müllvermeidung ist die einzig langfristig sinnvolle Lösung für das Müllproblem.

Was kann ich tun, um Müll zu vermeiden?

Die Antwort darauf und einige andere Tipps findest du hier auf unserer Seite.